Der 1927 erbaute Spitalhof war ursprünglich ein landwirtschaftlicher Betrieb, mit Pferde- Vieh- und Schweineställen sowie einer Wohnung für die Verwalterfamilie und Unterkünften für die Bediensteten. Er gehörte der Rottenburger Hospitalstiftung, die noch heute  Altenpflegeheime betreibt. Ab 1967 war der städtische Bauhof in den Gebäuden und dem dazugehörigen Freigelände untergebracht. Als das Anwesen 2005 nach Auszug des Bauhofs frei wurde, haben sich einige Rottenburger Künstler um Herbert Schmidt neben dem Verein Mokka und weiteren Interessenten um die Gebäude bemüht. Das Vorhaben, die  inzwischen denkmalgeschützten Hauptgebäude für künstlerische Zwecke zu nutzen , wurde besonders vom damaligen Baubürgermeister Dr. Holger Keppel unterstützt, während die Nebengebäude  damals für den Abriss und zusammen mit dem Freigelände für eine Wohnbebauung vorgesehen wurden.

 

Nachdem erste provisorische Ateliers eingerichtet waren, wurde 2006 der Verein Künstlerhof Alte Spitalscheune Rottenburg am Neckar e.V. gegründet, mit dem Hauptzweck, günstige Arbeitsmöglichkeiten für Künstler zu schaffen. Durch eigenes Engagement der Künstler konnten die Räume nach und nach zu Ateliers und Gemeinschaftsräumen hergerichtet werden.

 

Die Künstler legten schon von Anfang an Wert darauf, ihre Arbeit auch nach außen erfahrbar zu machen. So gab es immer wieder Info-Tage, Atelierausstellungen, Lesungen u. a. m. Schon 2007 wurde die Zeichengruppe gegründet, ein offenes Angebot zum Erlernen und Vertiefen des künstlerischen Ausdrucks, das von Künstlern aus dem Umkreis gerne genutzt wurde, bei dem aber auch Anfänger immer willkommen waren. Das jährliche Künstlerhoffest wurde zu einem beliebten Treffpunkt für Kunstliebhaber und erlangte schnell eine eigene Tradition. In Zusammenarbeit mit verschiedenen sozialen Einrichtungen (Freundeskreis Mensch, Mokka, Flüchtlingshilfe) konnte kreatives Schaffen besonderen Menschengruppen, auch Kindern,  in passender Weise nahegebracht werden.  Kurse zu verschiedenen Themen der bildenden Kunst wurden in Kooperation mit der VHS Rottenburg zu einem festen Teil von deren Programm. Die Kurse im Bereich Schwertkunst wurden in den entsprechenden Kreisen im weiten Umkreis bekannt und beliebt.

 

Das gesamte Ensemble des ehemaligen Spitalhofs ging im Jahr 2016 ins Eigentum der Stadt Rottenburg über. Auf dem Gelände der inzwischen abgerissenen Nebengebäude wurde in den Jahren 2017/18 durch die Kreisbaugesellschaft Tübingen mbH ein großer Wohnkomplex errichtet. Der dabei entstandene Innenhof ist öffentlich zugänglich und wird von den hier ansässigen Einrichtungen und vor allem von den Kindern aus den angrenzenden Wohngebäuden gerne genutzt.  Für die Planung von kulturellen Veranstaltungen des Künstlerhofs ist diese Freifläche wie in all den Jahren seit seinem Bestehen auch in Zukunft von zentraler Bedeutung. Mit Wirkung vom 01.01.2021 wurde die Verwaltung der historischen Gebäude in den städtischen Eigenbetrieb WBR - Wohnbau Rottenburg am Neckar übertragen.